Frühstück in unserem Apartment und los geht’s ins Jugendzentrum. Das Wetter in Brčko ist angenehm für diese Jahreszeit. Im Sommer liegen die Temperaturen nicht selten über 35 Grad. Aktuell ist es zwischen 18 – 20 Grad noch angenehm warm und sehr sonnig. Auch heute wird wieder gebastelt, diesmal ein Haarband aus Pappe bemalt in Herbstfarben und bestückt mit bunten Blättern. Es tut gut zu sehen, wie viel Spaß diese aufgedrehte Rasselbande zusammen hat. Ich versuche mir die Namen der Kinder zu merken. Luka, Petar, Elena usw. Nachdem ich mich gestern noch nicht getraut hatte, sie in der lokalen Sprache anzusprechen, versuche ich heute mein Glück und freue mich wie ein kleines Kind, als sie mir antworten, wie sie heißen, wie alt sie sind usw. Ein großartiges Gefühl.
Am Nachmittag kommt ein britischer Journalist zu Besuch, der mehr über Brčko und die Organisation erfahren möchte. Dina lädt uns ein, dabei zu sein und so sitzen wir gemeinsam mit den anderen Freiwilligen und vier Schülern aus Brčko, die hin und wieder in der Organisation aushelfen, zusammen. Es ist mehr eine Gesprächsrunde als ein Interview und die Schüler reden ganz offen über ihre Gedanken zu ihrer Heimat und was sie sich für ihre Zukunft wünschen. Beim Zuhören gehen mir gemischte Gefühle durch den Kopf. Ein 18-jähriger Schüler, der jeden Tag nach der Schule im Jugendzentrum vorbeischaut, spricht neben seiner Landessprache nahezu perfekt Englisch und Deutsch. Ich bin beeindruckt von seiner Cleverness, wie er sich ausdrückt und wie selbstbewusst er sich in seiner Umgebung bewegt. Andererseits macht mich seine ironische, zum Teil sarkastische Erzählweise über sein Heimatland traurig. Wieder sehe ich unfassbar großes Potential und höre, dass sein Wunsch ist, in Deutschland zu studieren, da er sich keinerlei Hoffnung auf ein erfülltes Leben macht, sollte er hierbleiben. Demgegenüber berichtet eine der deutschen Freiwilligen, ebenfalls 18 Jahre alt, dass sie bis vor einer Woche nicht wusste, dass hier ein verheerender Krieg wütete. Ich frage mich, ob sie wirklich versteht, was diese Organisation zu leisten versucht oder ob sie denkt, es gehe rein um Kinderbetreuung. Zwei junge Menschen im gleichen Alter und doch so weit voneinander entfernt in ihrer Denkweise und ihrem Erfahrungsschatz. Alles in allem wieder ein interessantes Gespräch mit einem weiteren tiefen Einblick in die Gedankengänge der Menschen hier. Das zufriedene Gesicht des Journalisten lässt mich vermuten, dass er es ebenso interessant fand.
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Breakfast in our apartment and off we go to the youth center. The weather in Brčko is really nice for this time of year. In summer, the temperatures are often above 35 degrees. Currently it is between 18 - 20 degrees still warm and very sunny. Today we are again doing handicrafts, this time a hair ribbon made of cardboard painted in autumn colors and decorated with colorful leaves. It's great to see how much fun this excited bunch of rascals has together. I try to remember the names of the children. Luka, Petar, Elena, etc. After not daring to address them in the local language yesterday, I give it a try today and am happy when they answer what their names are, how old they are, etc. A great feeling.
In the afternoon, a British journalist comes to visit who wants to learn more about Brčko and the organization. Dina invites us to attend so we sit together with the other volunteers and four students from Brčko who help out in the organization from time to time. It's more of a conversation than an interview, and the students talk quite openly about their thoughts on their home country and what they want for their future. Mixed emotions run through my head while listening. An 18-year-old student who stops by the youth center every day after school speaks almost perfect English and German in addition to his native language. I'm impressed by his cleverness, how he expresses himself and how confidently he navigates in his environment. On the other hand, his ironic, sometimes sarcastic way of telling about his home country makes me sad. Again, I see incredible potential and hear that he wants to study in Germany, as he has no hope for a fulfilled life should he stay here. In contrast, one of the German volunteers, also 18 years old, reports that she did not know abount the devastating war until a week ago. I wonder if she really understands what this organization is trying to accomplish or if she thinks it is purely about childcare. Two young people the same age and yet so far apart in their thinking and experience. Overall, another interesting conversation with another deep insight into the people’s thoughts. The journalist's satisfied face leads me to believe that he found it equally interesting.
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