Die letzten beiden Wochen in Brčko vergehen wie im Flug und wir genießen jeden einzelnen Augenblick. Obwohl das Wetter stark zu wünschen übriglässt, haben wir eine Menge Spaß mit all den Menschen, denen wir begegnet sind und die Freunde geworden sind. Julia und ich haben uns vorgenommen, während unserer Zeit hier, ein Teil der hiesigen Gesellschaft zu sein. Wir wollten tief eintauchen in das alltägliche Leben, so viel wie möglich kennenlernen, verstehen und den Menschen begegnen. Das ist uns auf jeden Fall gelungen! Brčko war für zweieinhalb Monate unser Zuhause und genauso hat es sich auch angefühlt.
Ob ich das Land Bosnien Herzegowina nun besser verstehe? Das ist schwer zu sagen. Ich habe das Land aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt, viele Eindrücke gewonnen und viele Geschichten gehört. Ich habe wunderschöne Orte besucht, die so vielfältig wie wenig andere sind. Ich bin auf offene, herzliche und sehr gastfreundliche Menschen getroffen, egal welcher Herkunft. Und doch war die Komplexität des Landes, gestützt durch ein problematisches politisches System, durchaus spürbar. Viele Wunden scheinen noch nicht verheilt, es existiert eine Spaltung in der Gesellschaft, vielleicht ist das rund 30 Jahre nach Kriegsende auch einfach noch zu früh. Zumindest konnte ich in den letzten Wochen die unterschiedlichen Meinungen besser nachvollziehen, neue Hintergründe haben mir geholfen, diese Meinungen einzuordnen, so dass ich zumindest verstehe, wo Bosnien Herzegowina heute steht. Fakt ist, es gibt unfassbar großes Potential, Dinge zu verändern und zu verbessern. Der Großteil der jungen Menschen, die ich getroffen habe, sind gut ausgebildet, sprechen mehrere Sprachen und sind Neuem durchaus aufgeschlossen. Die bestehende Perspektivlosigkeit nach erfolgreichem Abschluss der Schule oder Studium wird allerdings dazu führen, dass diese Menschen zu einem Großteil das Land verlassen werden. Und das ist ein enormes Problem für Bosnien Herzegowina, welches sich unter den bestehenden Bedingungen nicht aufhalten lässt. Bosnien Herzegowina kann durchaus ein Leuchtturm der Multiethnizität sein, aktuell ist es das nicht. Eins ist es sicher …. Einzigartig.
Genauso einzigartig wie das Land selbst, ist Svitac. Ich bin sehr glücklich, Teil dieser Organisation zu sein. In den letzten Wochen habe ich einen tiefen Einblick erhalten, der mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet hat. Es ist möglich, Menschen unterschiedlicher (ethnischer) Herkunft zusammenzuführen, so dass sie gemeinsam an einem Ziel arbeiten. Es ist möglich, im Kleinen Großes zu bewirken, mit wenig Mitteln große Fortschritte zu erzielen. Aber es erfordert Geduld, Feingefühl und ein gutes Gespür für die jeweilige Situation, um positive Effekte zu erzielen. All das durfte ich als Teil von Svitac erleben und ich empfinde absoluten Respekt und Hochachtung für diese Organisation. Außerdem möchte ich den Menschen bei Svitac danken, dass sie Julia und mich so herzlich aufgenommen haben. Von Beginn an wurde uns Verantwortung übertragen und Vertrauen geschenkt, wir haben sehr viel Wertschätzung erfahren, wofür ich sehr dankbar bin. Der Spaß kam selbstverständlich niemals zu kurz, wir haben gemeinsam viel gelacht und sind zusammengewachsen, so dass ich eine große Verbundenheit spüre zu den Menschen, die zu Freunden wurden. Besonderer Dank geht an Dina, Sanjin und Maja, mit denen ich die meiste Zeit verbracht habe und die für mich das Herz von Svitac sind. Auch in Zukunft werde ich Svitac unterstützen und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr. Vidimo se!
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The last two weeks in Brčko fly by and we enjoy every single moment. Although the weather gets worse, we have a lot of fun with all the people we have met and who have become friends. Julia and I have made it our goal to be a part of local society during our time here. We wanted to dive deep into everyday life, get to know and understand as much as possible and meet people. We definitely succeeded! Brčko was our home for two and a half months and that's exactly how it felt.
Do I now better understand the country of Bosnia Herzegovina? That is hard to say. I got to know the country from different perspectives, gained many impressions and heard many stories. I have visited beautiful places that are more diverse than majority of other places I’ve been. I met open, warm and very hospitable people, no matter what their origin. And yet the complexity of the country, supported by a problematic political system, was definitely noticeable. Many wounds don't seem to have healed yet, there is a division in society, maybe it‘s just too early around 30 years after the end of the war. I was able to understand the different opinions better over the last few weeks, new backgrounds have helped me to evaluate these opinions, so that I at least understand where Bosnia Herzegovina stands today. The fact is, there is incredible potential to change and improve things. Most of the young people I met are well educated, speak several languages and are open to new things. However, the lack of perspective after successfully completing school or university will make majority of these people leave the country. And that is a big problem for Bosnia Herzegovina, which cannot be stopped under the existing conditions. Bosnia Herzegovina can certainly be a beacon of multi-ethnicity, but it is currently not. One thing is for sure.... Bosnia Herzegovina is unique.
Svitac is just as unique as the country itself. I am very happy to be part of this organization. In the last few weeks I have received a deep insight that has opened my eyes in many ways. It is possible to bring people from different (ethnic) backgrounds together so that they work towards a common goal. It is possible to achieve great things on a small scale, to make great progress with few resources. But it requires patience, sensitivity and a good sense of the situation in order to achieve positive effects. I was able to experience all of this as part of Svitac and I have absolute respect and admiration for this organization. I would also like to thank the people at Svitac for welcoming Julia and me so warmly. Right from the start, we were given responsibility and trust. We experienced a lot of appreciation, for which I am very grateful. Of course, we never neglected to have fun, we laughed a lot and grew together, so I feel a great connection to the people who became friends. Special thanks to Dina, Sanjin and Maja who I spent most of my time with and who are the heart of Svitac for me. I will continue to support Svitac in the future and am already looking forward to seeing you again next year. Vidimo se!
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