Sretna Slava! Zu Beginn der neuen Woche bekommen wir die Möglichkeit, einen weiteren, bedeutsamen Teil der serbisch-bosnischen Kultur kennenzulernen, nachdem wir von Maja zu einem serbisch orthodoxen Familienfest, der Slava, eingeladen werden. Das Familienfest wird jährlich zu Ehren des Familien-Schutzheiligen gefeiert und gilt für die bosnischen Serben als wichtiger Teil der Kultur. In der Regel wird die Slava zwei bis drei Tage lang gefeiert, zunächst mit der engsten Familie, in der Folge mit weiteren Verwandten und Freunden, je nach Region gibt es Unterschiede. Für die Gastgeberin bedeutet die anstehende Slava lange Vorbereitungszeit, während der Slava selbst bleiben die Familienangehörigen meist zuhause. Die Ablehnung einer Einladung zur Slava wird vielerorts als Beleidigung aufgefasst, uns fiel die Zusage sehr leicht. Wann hat man schon mal die Chance, dieses – für die serbischen Bosnier so wichtige Fest – hautnah mitzuerleben. Ist man als Gast auf einer Slava eingeladen, bringt man meist Rotwein und Pralinen oder Blumen für die Gastgeber mit. Wir werden äußerst herzlich von Majas Familie empfangen. Der erste Brauch wartet direkt an der Tür. Bevor man sich an den Tisch setzt, auf dem die Slava-Kerze – ein wichtiger Bestandteil der Slava-Tradition - steht, nimmt jeder Gast an der Tür einen Löffel Slava-Žito, eine Speise aus Weizen, Nüssen, Zucker und Muskatnuss und bekreuzigt sich. Danach setzen wir uns an den üppig gedeckten Familientisch und lernen Majas Familie kennen. Es wird Rakija gereicht, ein unverzichtbarer Teil der Slava und eine Art Nationalgetränk. Bei Rakija handelt es sich um einen scharfen, hochprozentigen Schnaps, der meist aus Pflaumen hergestellt wird. Es wird empfohlen ein Glas Rakija in kleinen Schlucken zu trinken und nicht auf einmal. Nach meinem ersten Schluck weiß ich warum. Maja hatte uns bereits „vorgewarnt“ ob der üppigen Speisen, tatsächlich werden meine Erwartungen übertroffen. Zunächst gibt es Schinken-Käse Platten mit Oliven und Brot, dem sogenannten Slavski kolač. Das Slava Brot ist eine der wichtigsten Bestandteile der Slava, es wird vom Priester gesegnet und dann in Stücke gebrochen. Im Anschluss gibt es eine leckere Suppe, eingelegtes Gemüse, Salat, viel Fleisch und die berühmte Sarma, gefüllte Krautrouladen. Zum Abschluss warten verschiedene Süßspeisen wie Baklava und Kuchen. Geschmacklich sind alle Speisen ein wahres Highlight und die Tatsache, dass wir in diesen Stunden Teil der Familie sind, macht das Ganze zu einem wundervollen Erlebnis. Den ganzen Abend sitzen wir zusammen, lauschen den Geschichten von Majas Vater und genießen die Gesellschaft ihrer Familie. Als Majas Vater dann noch erzählt, er sammelt Pilze – am liebsten Steinpilze – und hört gerne AnnenMayKantereit, ist das Eis endgültig gebrochen. Als wir uns einige Stunden später mit vollem Magen nachhause schleppen, sind wir uns einig, um eine wundervolle Erfahrung im Kreise toller Menschen reicher zu sein. Und ich kann nur jedem empfehlen – sofern man die Möglichkeit bekommt – eine Slava zu besuchen. Es ist eine einzigartige Tradition, bei der man die familiäre Gemeinschaft feiert, leckeres einheimischen Essen genießen und Gastfreundlichkeit in seiner schönsten Form erleben kann.
Den Rest der Woche verbringen wir mit den Kindern. In dieser Woche wird der World Kindness Day (Welt-Nettigkeitstag) sowie der International Day of Tolerance (Internationale Tag der Toleranz) gefeiert. In spielerischen Workshops zeigen wir den Kindern, was es bedeutet, nett zu sein, andere Menschen mit Respekt zu behandeln und wie wichtig Toleranz in unserer heutigen bunten Gesellschaft ist. Die Tatsache, dass uns die Kids als Spielkameraden, Tischnachbarn und tägliche Begleiter akzeptiert haben, ohne dass wir die gleiche Sprache sprechen, ist ein erster wichtiger Schritt. Sie fragen aktiv um Hilfe, erzählen von ihren Erlebnissen des Tages oder versuchen mich zum Quatschmachen zu überreden. Im Englischunterricht mit unseren beiden Schülern sprechen wir über die Länder Europas, deren Hauptstädte und wichtigsten Wahrzeichen. Am Donnerstag treffen wir uns wie immer zum Musizieren und am Freitag beenden wir die Woche mit einem harten Fitnessprogramm im Jugendzentrum, der uns ins Schwitzen bringt. Diese Fitnessstunde macht mir immer besonders Spaß, da sie einerseits sehr effektiv ist, andererseits alle Freiwilligen teilnehmen, wodurch wir enger zusammenwachsen.
Nach mehreren Ausflügen ins Landesinnere bleiben wir dieses Wochenende in Brčko. Wir haben uns entschieden, die letzten beiden Wochen hier zu bleiben, um möglichst viel Zeit mit den Menschen zu verbringen, die uns besonders ans Herz gewachsen sind. Nachdem wir den Samstag mehr als gemütlich haben angehen lassen – auch aufgrund des miesen Wetters – treffen wir uns am Abend mit Maja und den anderen Freiwilligen in einem Pub, in dem Majas Bruder arbeitet und Livemusik gespielt wird. Den Sonntag verbringen wir hauptsächlich drinnen, da der seit Tagen andauernde Regen nicht wirklich zum Rausgehen animiert.
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Sretna Slava! At the beginning of the new week, we get the opportunity to learn about another significant part of Serbian-Bosnian culture. We are invited by Maja to a Serbian Orthodox family celebration, the Slava. The family festival is celebrated annually in honor of the family patron saint and is considered an important part of the culture for Bosnian Serbs. As a rule, the Slava is celebrated for two to three days, first with the closest family, and then with other relatives and friends; there are differences depending on the region. For the hostess the upcoming slava means long preparation time, during the slava itself the family members usually stay at home. The refusal of an invitation to the Slava is taken as an insult in many places, for us the acceptance was very easy. When do I ever have the chance to experience this festival - so important for the Serbian Bosnians - at first hand. If you are invited as a guest on a Slava, you usually bring red wine and chocolates or flowers for the hosts. We receive an extremely warm welcome from Maja's family. The first custom is waiting right at the door. Before sitting down at the table where the slava candle - an important part of the slava tradition - is placed, each guest at the door takes a spoonful of slava-Žito, a dish made of wheat, nuts, sugar and nutmeg, and crosses himself. We then sit down at the lavishly set family table and meet Maja's family. Rakija is served, an indispensable part of slava and a kind of national drink. Rakija is a spicy, high-proof liquor made mostly from plums. It is recommended to drink a glass of rakija in small sips and not all at once. After my first sip, I know why. Maja had already "warned" us about the sumptuous food, and in fact my expectations are exceeded. First there are ham and cheese platters with olives and bread, the so-called Slavski kolač. The Slava bread is one of the most important ingredients of the Slava, it is blessed by the priest and then broken into pieces. Afterwards, there is a delicious soup, pickled vegetables, salad, lots of meat and the famous sarma, stuffed cabbage rolls. Finally, various desserts such as baklava and cakes await. Taste-wise, all the dishes are a real highlight and the fact that we are part of the family during these hours makes it a wonderful experience. The whole evening we sit together, listen to the stories of Maja's father and enjoy the company of her family. When Maja's father then tells us that he likest o collect mushrooms - preferably boletus - and likes to listen to AnnenMayKantereit, the ice is finally broken. When we drag ourselves home a few hours later with full stomachs, we agree to be blessed by a wonderful experience in the circle of great people. And I can only recommend everyone - if you get the chance - to attend a slava. It is a unique tradition where you can celebrate family fellowship, enjoy delicious local food and experience hospitality at its best.
The rest of the week we spend with the children. This week we celebrate World Kindness Day and the International Day of Tolerance. Through fun workshops, we show the kids what it means to be kind, to treat others with respect, and how important tolerance is in today's colorful society. The fact that the kids have accepted us as playmates, table neighbors and daily companions without speaking the same language is a first important step. They actively ask for help, tell about their experiences of the day or try to persuade me to fool around. In English class with our two students, we talk about the countries of Europe, their capitals and most important landmarks. On Thursday we meet all together to make music and on Friday we end the week with a challenging fitness program in the youth center, which makes us sweat. This fitness class is always especially fun for me, because on the one hand it is very effective, and on the other hand all volunteers participate, which makes us grow closer together.
After several trips to other parts of the country, we are staying in Brčko this weekend. We decided to stay here for the last two weeks to spend as much time as possible with the people we have grown particularly fond of. After spending Saturday more than leisurely - also because of the lousy weather - we meet Maja and the other volunteers in the evening in a pub where Maja's brother works and live music is played. Sunday we spend mainly indoors, because the rain that has been going on for days does not really encourage us to go out.
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